Brandbekämpfung
Beim Stichwort Feuerwehr denken die meisten sofort an die Hollywoodszene, in der ein rußverschmierter Held in letzter Sekunde die hübsche Jungfrau aus dem brennenden Haus rettet, bevor dieses mit lautem Getöse einstürzt.
Auch in der Unterschleißheimer Feuerwehr haben wir viele dieser Helden. Wie die Ausrüstung und Arbeit bei der Brandbekämpfung aber tatsächlich ausschaut, möchten wir im Folgenden etwas genauer darstellen:
Ausrüstung
Allgemeine Persönliche Sicherheitsausrüstung (PSA)
Da wir wollen, dass jeder unserer Helden unbeschadet nach einem Einsatz wieder nach Hause gehen kann, sind folgende Ausrüstungsgegenstände vorgeschrieben:
- Feuerwehrschutzanzug (Jacke und Hose) aus einem feuerhemmenden Material
- Feuerwehrhelm mit Nackenschutz und Visier
- Feuerwehr-Schutzhandschuhe
- Feuerwehrstiefel
Atemschutz – Erweiterte PSA
Da bei Verbrennungen viele giftige Gase entstehen können, tragen Feuerwehrleute im Brand- und Rauch-Bereich die sogenannte Atemschutzausrüstung. Diese soll wie der Name schon sagt, sicherstellen, dass wir geschützt von der giftigen Umgebung Atmen und Helfen können.
Die Atemschutzausrüstung besteht aus:
- einer hitzebeständigen Maske, die speziell für den Einsatz von Feuerwehren konzipiert worden ist
- Atemschutzgerät selbst mit Tragegestell für die Atemluftflasche, den Lungenautomaten und eine Überwachungseinheit
Da die körperliche Belastung und die Gefahren durch Rauch und Hitze im Innenangriff sehr hoch sind, müssen Atemschutzgeräteträger (AGT) von außen „überwacht“ werden. Dies erfolgt bei uns mittels Telemetrie. Hier werden von jedem AGT Daten wie z.B. verbleibender Luftvorrat und Luftverbrauch automatisch zur Atemschutzüberwachung nach außen übermittelt. Zusätzlich verfügt jeder AGT über einen sog. Totmannwarner. Wenn sich der AGT in einem definierten Zeitraum nicht bewegt (weil er z.B. einen Kreislaufkollaps hatte) wird automatisch ein optisches und akustisches Signal ausgelöst und ein Alarm an die Atemschutzüberwachung geschickt. Diese kann dann ohne Zeitverlust einen Sicherheitstrupp zum verunfallten AGT schicken.
Wissen zum Angeben:
- Atemschutzausrüstung und PSA wiegen zusammen fast 30kg, unser leichtester Atemschutzträger wiegt derzeit deutlich unter 60kg
- Sobald die Einsatzstelle etwas größer als eine brennende Mülltonne ist, kommen noch weitere Komponenten hinzu (Funkgerät, Leinen, Handlampe, etc.). Zusätzlich müssen außerdem die „Werkzeuge“ für unsere eigentliche Arbeit mitgenommen werden
Ausrüstung für die Personenrettung
Im besten Fall sind bei einem Feuer keine Personen in Gefahr, falls doch, haben wir auch hierfür zahlreiche Ausrüstungsgegenstände, die wir bei Bedarf einsetzen. Hier nur einige Beispiele:
Leitern
Leitern gibt es bei der Feuerwehr in verschiedensten Ausführungen. Sie dienen im Brandeinsatz zum einen der Rettung von Personen bei verrauchten Fluchtwegen, oder um uns den Zugang zu Brandräumen von außen zu ermöglichen. Die gängigsten Leitern bei uns sind:
- 4-teilige Steckleiter: Rettungshöhe von ca. 7m, was in etwa dem 2. OG entspricht.
- 3-teilige Schiebeleiter: Rettungshöhe von ca. 12m, was in etwa dem 3. bis 4. OG entspricht.
- Drehleiter: Unsere Drehleiter (DLK 23-12) hat einen 30m langen Leiterpark der uns Rettungshöhen von bis zu 23m erlaubt (das entspricht etwa dem siebten Obergeschoss)
Sprungretter oder auch Sprungpolster (Nachfolger des Sprungtuchs)
Das Sprungpolster ist im aufgeblasenen Zustand je 3,50 m lang und breit sowie etwa 1,70m hoch. Es wiegt einsatzbereit ca. 55 kg und ist für Stürze/Sprünge aus bis zu 16m Höhe geeignet (was etwa dem vierten bis fünften Stockwerk entspricht). Das Sprungpolster besteht aus einem aufblasbaren Schlauchgerüst mit speziellen Planen, das mit Hilfe einer Druckluftflasche innerhalb von rund 90 Sekunden einsatzbereit gemacht wird. Beim Aufrichten des Sprungpolsters wird der Innenraum mit Umgebungsluft gefüllt, welche beim Aufprall durch in Größe und Anzahl definierte Öffnungen an den Seiten langsam entweicht. So wird die Fallenergie des Körpers absorbiert. Nach dem Sprung ist das Sprungpolster bereits nach zehn Sekunden ohne Zutun der Einsatzkräfte wieder einsatzbereit. Das Sprungpolster kann durch zwei Personen bedient werden.
Im Vergleich dazu werden beim Einsatz eines Sprungtuchs 16 Feuerwehrangehörige als Haltemannschaft benötigt, weshalb insbesondere Sprungtücher heute kaum mehr verwendet werden.
Fluchthauben
Fluchthauben funktionieren ähnlich wie unsere Atemschutzausrüstung und schützen vor dem giftigen Rauch. Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn wir durch Rauch eingeschlossene Personen durch z.B. verrauchte Treppenhäuser ins Freie führen müssen.
Die Haube wird der zu rettenden Person über den Kopf gezogen und an das Atemschutzgerät angeschlossen. Dadurch baut sich ein Überdruck in der Haube auf, wodurch keine giftigen Gase in die Haube gelangen können. Gleichzeitig wird die Person mit Atemluft versorgt.
Tragen und Tücher in diversen Ausführungen
Diese kommen zum Einsatz, wenn Personen nicht mehr in der Lage sind selbstständig zu laufen (z. B. Bergetuch, Schaufeltrage, Schleifkorbtrage, usw.).
Ausrüstung zur Brandbekämpfung
Nach unserer eigenen Sicherheit und der Rettung aller Menschenleben ist unser nächstes Ziel ihr persönliches Hab und Gut bestmöglich zu schützen.
Das bedeutet also das Feuer schnellstmöglich zu löschen – könnte man meinen, wir denken aber weiter! Schon langen gilt bei der Feuerwehr nicht mehr der Grundsatz viel Wasser hilft viel, sondern wir versuchen gleichzeitig so wenig Schäden durch unser Löschwasser anzurichten wie möglich. So verwenden wir ein Druckluft-Schaum-Gemisch (Compressed Air Foam System kurz CAFS).
CAFS
CAFS bringt unter anderem folgende Vorteile in der Brandbekämpfung:
- Der Schaum haftet an abschüssigen Flächen und erhöht damit die Löschwirkung.
- die bessere Benetzung vergrößert die Kontaktfläche und steigert damit die kühlende Wirkung.
- das gegenüber Wasser gesteigerte Oberflächen/Volumen-Verhältnis verbessert ebenfalls die Kühlung.
- Zusätzlich vermag der Schaum, die brennende Oberfläche vom Luftsauerstoff zu trennen (= Hauptlöscheffekt bei Bränden der Klasse B), die aufsteigenden, brennbaren Gase zurückzuhalten und durch Abscheiden seines Wasseranteils zu kühlen.
- Durch die verbesserte Löschwirkung und die Reduzierung des Wasseranteils im Löschmittel lassen sich Wasserschäden nahezu verhindern
- CAFS reduziert das Gewicht der Schläuche um ca. 25% was wiederum die Belastung unserer Atemschutzgeräteträger reduziert.
Ausrüstung zur Rauchbekämpfung
Wie auch unsere Feuerwehrleute wollen wir auch Sie bestmöglich vor den giftigen Rauchgasen schützen, dazu nutzen wir vor allem folgendes:
Mobiler Rauchverschluss (auch Rauchschutzvorhang genannt)
Der Rauchschutzvorhang besteht aus einem nicht brennbarem Stoff der an einem Metallrahmen befestigt ist. Dieser Metallrahmen wird mit einer Spreizstange in den Türrahmen gespannt und das herabhängende Tuch verschließt die Türöffnung und verhindert somit das Austreten von Rauch.
Dieser Rauchschutzvorhang kommt meist dann zum Einsatz, wenn wir die (Wohnungs-) Türe zu einem Brandraum öffnen müssen und verhindern wollen, dass der Rauch durch die geöffnete Türe in das Treppenhaus zieht und somit den Fluchtweg für andere Bewohner „versperrt“.
Lüfter
Lüfter in verschieden Größen werde von uns verwendet, um giftige Rauchgase aus verrauchten Bereichen (wie zum Beispiel Wohnungen, Treppenhäuser oder sogar Tiefgaragen) ins Freie zu blasen bzw. auch abzusaugen.
Wissen zum Angeben
- Kleinster Lüfter bei der FFU: Unser Elektrolüfter wiegt nur etwa 20kg, hat aber leider auch nur eine Akkuleistung von ca. 30 min. Dank des Akkus kann der Lüfter auch im Gebäudeinneren eingesetzt werden.
- Größter Lüfter bei der FFU: Unser mobiler Groß-Ventilator (MGV) liefert eine Luftleistung von ca. 210.000 m3/h. Der MGV wird beispielsweise zum Entrauchen von Tiefgaragen und Fabrikhallen eingesetzt. Zusätzlich kann mit 2 C-Schläuchen Wasser eingespeist und so ein Wassernebel erzeugt werden.
Wissenswertes
Zwei Dinge lernen (Jung-) Feuerwehrler in Bezug auf die Brandbekämpfung schon ganz am Anfang ihrer Karriere:
1. Feuer
Damit ein Feuer brennen kann benötigt es drei Dinge im richtigen Verhältnis:
- Brennbarer Stoff
- Sauerstoff
- Temperatur
Sobald eine dieser Grundlagen entzogen wird, kann ein Feuer nicht mehr brennen. Da wir den brennbaren Stoff meistens nicht entfernen können, setzen die gängigen Löschmittel auf den Entzug von Sauerstoff (durch Abdecken des Brandgutes) und das Absenken der Temperatur (durch Kühlen).
2. Brandklassen
Feuer ist nicht gleich Feuer, die erste Grobkategorisierung erfolgt anhand der Brandklassen, die man auch von den handelsüblichen Feuerlöschern kennt:
- A: Feste Stoffe (z.B. Holz)
- B: Flüssige Stoffe (z.B. Benzin)
- C: Gasförmige Stoffe (z.B. Propangas)
- D: Metalle (z.B. Magnesium)
- F: Fette (z.B. Fritteusen-Fett)
Im folgenden Video ist eine Fettexplosion zu sehen. Hier wird deutlich, was passiert wenn brennendes Speiseöl oder -fett mit Wasser gelöscht wird. Also ein durchaus denkbares Szenario, wie es jederzeit in einer Küche vorkommen kann.
Voraussetzung Atemschutzgeräteträger
Folgende Voraussetzungen sind notwendig um als Atemschutzgeräteträger eingesetzt werden zu können:
- Vollendung des 18. Lebensjahres
- Abgeschlossene Feuerwehrgrundausbildung (MTA) (ca. 180 Stunden)
- Abgeschlossene Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger (ca. 25 Stunden)
- Körperliche Eignung (Die körperliche Eignung ist nach den berufs-genossenschaftlichen Grundsätzen für arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, Grundsatz G 26 „Atemschutzgeräte“, in regelmäßigen Abständen festzustellen.)
- Regelmäßiger Besuch von Übungen und Fortbildungen