First Responder

 

Historie

Das System wurde am 15.06.1994 in Unterschleißheim versuchsweise eingeführt. Damit war Unterschleißheim neben Oberschleißheim und Aschheim ein Vorreiter des Systems. First Responder (zu deutsch: Ersteintreffender) sollten einerseits die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sowie das therapiefreie Intervall im Rahmen eines Herz-Kreislauf-Stillstandes überbrücken. Das damals ins Leben gerufene Pilotprojekt ist längst nicht mehr wegzudenken und konnte im November 2019 das 25-Jährige Bestehen feiern.

Mit anfangs “lediglich” 55 Einsätzen pro Jahr, wurde mittlerweile im Jahr 2019 ein Rekord von 617 Respondereinsätzen aufgestellt.

Seit Mitte 1996 wird die Freiwillige Feuerwehr Unterschleißheim durch die BRK Bereitschaft Unterschleißheim sowie der Wasserwacht Ortsgruppe Lohhof bei der Besetzung der First Responder Fahrzeuge unterstützt.

Inzwischen ist das First Responder System (auch bekannt als Helfer vor Ort) weit verbreitet und hat sich als fester Bestandteil der Rettungskette etabliert.

 

Aufgaben

Das primäre Ziel der First Responder ist es das therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken und qualifizierte Erste Hilfe zu leisten. Im Rahmen eines Herz-Kreislauf-Stillstandes sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit mit jeder Minute um ca. 10 %. Die gesetzliche Hilfsfrist von 12 Minuten ist somit nicht ausreichend, wenn nicht bereits von Ersthelfern vor Ort Reanimationsmaßnahmen eingeleitet werden. Hier bieten die schnelle Eintreffzeit (ca. 4 Minuten nach Alarmierung) und die Ortskenntnis erhebliche Vorteile bei der Versorgung. Auch bei anderen lebensbedrohlichen Notfällen wie beispielsweise starker Blutung oder Polytrauma können so schnelle lebensrettende Maßnahme vollzogen werden.

Indikationen zur Alarmierung:

  • Notarzteinsätze mit Verdacht auf vitale Bedrohung
  • Rettungsdiensteinsätze bei einer Anfahrt länger als 12 Minuten

 

Es ergeben sich neben der medizinischen Erstversorgung auch weitere Aufgaben für die First Responder, die letztlich der strukturierten Versorgung des Patienten zu Gute kommen:

  • Lageerkundung und qualifizierte Rückmeldung
  • Koordination von erweiterter technischer Hilfe
  • Einweisung nachfolgender Rettungsmittel
  • Abstimmung Landeplatz Rettungshubschrauber und Zubringer für Besatzung zum Einsatzort
  • Unterstützung Rettungsdienst in weiterer Versorgung und Transport zum Fahrzeug
  • Betreuung von Angehörigen und Beteiligten
  • Eigensicherung der Einsatzkräfte bei Feuerwehreinsätzen

Ausstattung

Bei unseren beiden Responderfahrzeugen handelt es sich um Audi Q5 (genauere Fahrzeuginformationen gibt es hier).

 

Diese sind identisch ausgerüstet. Im Folgenden wollen wir einen kurzen Überblick über die Ausstattung geben.

LUCAS 2

Das mechanische Thoraxkompressions-System LUCAS 2 unterstützt dabei, effektive und kontinuierliche Thoraxkompressionen bei Patienten mit Herzstillstand aufrechtzuerhalten. Dabei werden die von den Leitlinien empfohlenen Vorgaben bezügliche Drucktiefe, Frequenz und Entlastung gleichbleibend eingehalten und Unterbrechungen der Thoraxkompressionen minimiert. Dadurch können sich die Helfer auf andere lebensrettende Maßnahmen konzentrieren. Mit LUCAS können Patienten ohne Unterbrechung der Thoraxkompressionen beispielsweise über Treppenhäuser oder mit der Drehleiter transportiert werden und zur weiteren Therapie in ein Krankenhaus transportiert werden. Die LUCAS Systeme werden bereits seit 2009 bei der Feuerwehr Unterschleißheim vorgehalten und sind nun zum Standard im Rettungsdienst Bayern geworden.

Defibrillator CR2

Dieser Defibrillator wurde im Frühjahr 2018 in Betrieb genommen und ersetzte die altbewährten LIFEPAK 1000 Modelle. Der CR2 ist vollständig vernetzt und sendet Warnmeldungen, wenn die Bereitschaft des Geräts beeinflusst sein könnte. Dadurch wird sichergestellt, dass die Geräte jederzeit einsatzbereit sind und das Gerät zum Auslesen nicht mehr außer Dienst genommen werden muss. Ein besonderes Merkmal des CR2 ist, dass dieser den Herzrhythmus auch während der Thoraxkompressionen analysieren kann. Somit wird sichergestellt, dass die Unterbrechung der Wiederbelebungsmaßnahmen möglichst geringgehalten wird.

Pulsoxymeter

Das Gerät zeigt neben der Sauerstoffsättigung und der Pulsfrequenz ebenfalls einen Index zur Beurteilung der Durchblutung und die errechnete Atemfrequenz an.

Kindernotfalltasche, Sauerstofftasche, Traumatasche

Spezielle Diagnostik und Geräte für Kindernotfälle werden in einer separaten Tasche mitgeführt. Ebenso Hilfsmittel wie Tragetuch, selbsterhitzende Decke und Fixierungsmaterial für traumatologische Notfälle. Neben einer Sauerstoffflasche im Rucksack führen wir eine separate Tasche mit Sauerstoff und Demandventil mit. Diese bietet sich vor allem bei beengten Verhältnissen oder Rettungen über die Drehleiter an.

Notfallrucksack

Im Notfallrucksack werden neben Material zur Diagnostik, Verbandmaterial, Material zur Atemwegssicherung und Beatmung auch eine Sauerstoffflasche mit einem OXYLATOR EMX mitgeführt.

Verladung

Die medizinischen Materialien finden im Ausbau im Heck Platz und können von dort einfach entnommen werden.

Verladung

Über die Seitentür können in einer Box erweiterte Schutzausrüstung wie Helm oder Feuerwehrjacke verstaut werden. Hierüber ist auch die technische Ausrüstung wie Bolzenschneider, Nothammer oder Halligan-Tool erreicht werden. Zur Absicherung stehen beleuchtete Faltleitkegel und Blitzleuchten zur Verfügung.

Funkausstattung

Die Fahrzeuge sind sowohl mit Analog- als auch mit Digitalfunk ausgestattet. Die Auftragsdisposition erfolgt durch die Feuerwehreinsatzzentrale des Landkreises München. Die Kommunikation mit der anfordernden Integrierten Leitstelle erfolgt über analogen Funk.

Schutzkleidung

Neben der Feuerwehr-Schutzkleidung sind die First Responder mit einer speziellen Schutzkleidung ausgestattet. Diese wurde in einer möglichst unauffälligen Ausführung beschafft, da die First Responder diese auch in der einsatzfreien Bereitschaftszeit tragen. Die persönliche Schutzkleidung umfasst:

 

  • Dunkelblaue Einsatzhosen mit Reflexstreifen und Kniepolstern
  • Dunkelblaue Softshell-Jacken für Einsätze im häuslichen Umfeld
  • Leuchtrote Einsatzjacken für Einsätze im öffentlichen Raum und im Straßenverkehr
  • Rettungsdienst-Schutzstiefel
  • Schutzbrille
Personal & Ausbildung / Fortbildung

Das Team der First Responder Unterschleißheim besteht aus Kameradinnen und Kameraden der Wasserwacht Ortsgruppe Unterschleißheim, dem Bayerischen Roten Kreuz der Bereitschaft Unterschleißheim und der Feuerwehr Unterschleißheim.

Alle drei Organisationen stellen die Einsatzbereitschaft des First Responder Systems in Unterschleißheim 7×24 Stunden sicher.

Das gesamte Team besteht aus 35 ehrenamtlichen und fünf hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller drei Organisationen.

Die Mindestvoraussetzung für die Teilnahme am First Responder System ist eine erfolgreich abgeschlossene Sanitätsausbildung (SAN A&B) sowie Funkausbildung. Im First Responder System der Feuerwehr Unterschleißheim gibt es eine Vielzahl von höher qualifizierten Kolleginnen und Kollegen da diese sich zu Rettungsdiensthelfer, Rettungssanitäter und Rettungsassistenten ausbilden haben lassen und teilweise auch Neben- oder Hauptberuflich im Rettungsdienst tätig sind.

Um die Einsatzkräfte immer auf einem hohen Ausbildungsniveau halten zu können, werden monatliche praxisnahe Ausbildungen durchgeführt, in welchen neben den alltäglichen Basics auch spezielle Notfallsituationen geschult und simuliert werden.

Neben den hausinternen Schulungen werden in unregelmäßigen Abständen auch externe Dozenten für Fortbildungsabende eingeladen um den Wissensstand kontinuierlich zu verbessern.

Zur Verbesserung des organisationsübergreifenden Austausches kann jedes Teammitglied, neben dem Fortbildungsangebot in seiner eigenen Organisation, auch an Übungen der anderen teilnehmenden Hilfsorganisationen teilnehmen. Dies trägt, neben dem Wissenstransfer, auch zum gemeinsamen Teambuilding bei, was gerade im Einsatzfall ein selbständiges miteinander arbeiten ermöglicht.

Da unsere Einsatzkräfte in der Regel auf lebensbedrohliche Einsätze alarmiert werden, muss ein großer Teil der Ausbildung auch auf solche Szenarien ausgerichtet sein. Um hier bestens vorbereitet zu sein, nimmt das First Responder-Personal in Unterschleißheim regelmäßig zu spezialisierten Schulungen, welche nach international gültigen Standards erfolgen, teil. Hier sind im speziellen die Forbildungen im Rahmen des PHTLS-, BLS und ACLS Trainings zu nennen.

Während sich das Pre Hospital Traum Life Support Training (kurz PHTLS) mit der Behandlung von schwerverletzten Patientinnen und Patienten beispielsweise nach einem Verkehrsunfall beschäftigt, werden im Basic Life Support- (kurz BLS) bzw. Advanced Cardic Life Support (kurz ACLS) Fähigkeiten in der standardisierten Behandlung von Patienten mit Erkrankungen des Herzens wie z.B. dem akuten Herz-Kreislaufversagens, vermittelt.

Zahlen & Fakten

Wie wichtig das First Responder System in der modernen Rettungskette ist, lässt sich durch die Statistik seit Beginn des System mehr als Eindrucksvoll darstellen.

Wo es anfangs keine 60 Einsätze im Jahr zu bewältigen galt, heißt es heute gut über zehnmal in der Woche: „Einsatz für den First Responder Unterschleißheim!“

Wie in der Grafik gut erkennbar ist, hat sich das Einsatzpensum seit bestehen des Systems verzehnfacht. Was hierbei besonders hervorzuheben ist: Seit Beginn wird das System 24h am Tag 365 Tage ehrenamtlich mit zwei Fahrzeugen sichergestellt. Werktags unterstützen die hauptamtlichen Gerätewarte und Mitarbeiter der Stadt bei der Besetzung der Fahrzeuge.

 

Seit mehr als 3 Jahren haben sich die Einsatzzahlen bei gut 500 im Jahr eingependelt.

Im Jahr 2019 hatten wir mit 617 Einsätzen das bisher arbeitsreichste Jahr seit Gründung dieses wichtigen Systems.

Davon muss zwischen 20 und 35 mal im Jahr mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden.

Unter allen Einsätzen, sind folgende Notfälle die häufigsten Gründe für unsere Alarmierung:

  • Bewusstlosigkeit
  • Herzinfarkt
  • Kindernotfall
  • Atemnot
  • Kollaps
  • Sturz
  • Verkehrsunfall
  • Schlaganfall
  • Herzbeschwerden
  • Krampfanfall

 

Die Alarme verteilen sich zu knapp 70 % auf den Tag und zu über 30% auf Abends und Nachts.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um diese Menge an Einsätzen bewältigen zu können, wird das First Responder System durch alle drei Hilfsorganisationen in Unterschleißheim (Feuerwehr, Wasserwacht und BRK Bereitschaft) sichergestellt. Zusätzlich werden die beiden Fahrzeuge untertags werktäglich von den hauptamtlichen Mitarbeitern der Stadt Unterschleißheim besetzt.

 

Die 17520 Bereitschaftsstunden (365 Tage x 24 Stunden x 2 Fahrzeuge) gliedern sich im durchschnitt wie folgt auf: 

  • 2.403,5h (13,72%) werktäglich untertags von den hauptamtlichen Mitarbeitern der Stadt Unterschleißheim

(Stand: 2019)

 

Auch hier profitiert das System von der Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen, um die große Zahl an Bereitschaftsstunden bewältigen zu können.